Ramon Schack, Berliner Zeitung, 19.10.2025
Während sich die Stimmen mehren, welche der BSW-Forderung nach einer Neuauszählung der Stimmen zur Bundestagswahl zustimmen, beginnen in der Partei die notwendigen Umbauprozesse, auch als Vorbereitung für die kommenden Landtagswahlen im nächsten Jahr. Weg von der Funktionärsebene, hin zu den Vertretern der Basis, scheint das Ergebnis der Landesparteitage in Bochum und im mecklenburgischen Malchin, zu signalisieren.
Im Jahrhunderthaus Bochum kamen über 70 Delegierte zusammen. Der 62-jährige Andrej Hunko konnte sich mit 55 Prozent der Stimmen bereits im ersten Wahlgang gegen seine Mitbewerber Yasimin Zorlu und Thomas Geisel klar durchsetzen.
Hunko, der bisherige BSW-Kreisvorsitzende aus Aachen, wurde vom Landesvorstand bisher nur wenig beachtet, obwohl er ebenso wie Generalsekretär Christian Leye, der in Duisburg ansässig ist, zur BSW Bundestagsgruppe gehörte. Zusätzlich stammen beide ursprünglich aus der Linkspartei, genau wie Amid Rabieh, der Landesvorsitzende. Aber dieser „Stallgeruch“ Hunkos kam bisher nicht zum Tragen, beim Aufbau der Partei in NRW und dem Rest der Republik, obschon Hunko – nach Sevim Dagdelen – als einer der international am meisten vernetzen BSW-Politiker gilt. Nach dem als schwach empfundenen Ergebnis der Kommunalwahlen begann die Machtbasis von Amid Rabieh, der auch als stellvertretender Parteivorsitzender fungiert, zu erodieren.
Die gewachsene Kraft der Basis innerhalb des BSW konnte Amid Rabieh schon einen Tag vorher kennenlernen, beim Landesparteitag im mecklenburgischen Malchin. Die mecklenburgische Kleinstadt ist die ultimative BSW-Hochburg bundesweit. Aus dem Stand schaffte das BSW dort 23,8 Prozent, bei der Kommunalwahl im Juni letzten Jahres wurde es zweitstärkste Kraft, gewann fünf Sitze in der Stadtvertretung und landete damit weit vor etablierten Parteien wie CDU und SPD. Ergebnisse, von denen das BSW in Nordrhein-Westfalen Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Verantwortlich hierfür ist Gerold Lehmann, der, ähnlich wie Andrej Hunko tief im Westen der Republik, sein Parteibüro als Treff- und Veranstaltungsort ausgebaut hat, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden und Bürger sich austauschen können. Dem 54-jährigen Lehmann, von Beruf Maler und Lackierer, war der Stolz anzumerken, dass der Landesparteitag in der brandneuen Lindenhalle in seinem Heimatort stattfand.
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