"Wohlstand für alle" - ein Versprechen mit Zukunft?

Podiumsdiskussion im Rahmen der Jahrestagung von Misereor

Antworten der Parteien angesichts zunehmender Ungleichheit und globaler Herausforderungen

Podium: Andrej Hunko und andere noch nicht feststehende Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien für den 18. Deutschen Bundestag

Moderation: Dr. Bernd Bornhorst, Leiter der Abteilung Entwicklungspolitik bei MISEREOR

Ausgangspunkt:

Das Versprechen „Wohlstand für alle“ hat Jahrzehnte lang in Deutschland eine solide gesellschaftliche Grundlage gebildet. Wohlstand und Fortschritt versprechen alle Parteien. Wer Wohlstand sagt, denkt dabei vor allem an unseren hohen materiellen Lebensstandard, unser hohes durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, unser ausgebautes Sozialsystem.

Dennoch hat das Versprechen Risse bekommen: Zivilisationskrankheiten, Dauerstress und erodierende soziale Bindungen lassen die Gleichung Wohlstand = materieller Lebensstandard fragwürdig erscheinen. Zunehmende Ungleichheiten gefährden den sozialen Frieden. Gleichzeitig sind die globalen Probleme unübersehbar geworden, die unser auf ständig wachsendem Energie- und Ressourcenverbrauch aufbauendes Wirtschaftssystem aufgehäuft hat: Eine globale Temperaturerhöhung um 2 Grad Celsius bis zur Mitte des Jahrhunderts wird kaum noch zu verhindern sein – mit desaströsen Folgen für Milliarden von Menschen. Erdöl, das Lebenselixier, von dem unsere Mobilität, unsere Güterproduktion, unser Alltag, wie wir ihn kennen, abhängt, wird dann nur noch in sinkenden Mengen und zu steigenden Preisen sowie mit weiteren Umweltbelastungen zu fördern sein. Damit verschlechtern sich insbesondere die Lebenschancen für zukünftige Generationen und für die Armen weltweit, die nur einen Bruchteil unseres Anteils an Ressourcen verbrauchen und die sich auch nach einem guten Leben sehnen. Gilt das Wohlstandsversprechen auch für diese Menschen, gilt es auch für ihre und unsere Kinder und Enkel?

Die Situation stellt enorme Herausforderungen an Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürger. Und zwar jetzt: in den nächsten Legislaturperioden, in den aktuellen Planungszyklen der Unternehmen, in dieser Generation. Welche Antworten können wir von den politischen Parteien im nächsten Bundestag erwarten?