Was ist der Bundesregierung über die Auswirkungen der stark gestiegenen Weltmarktpreise für LNG auf andere Staaten außerhalb Europas und Nordamerikas, wie unter anderem Bangladesch und Pakistan, dessen Gasimporte 2022 um fast 20 Prozent eingebrochen sind und das mit einer Energiekrise inklusive Stromausfällen konfrontiert ist, bekannt ,und ist es zutreffend, dass Europa und Deutschland, wie Vizekanzler Dr. Robert Habeck im Interview mit ZDFzoom einräumte, ihre Not bzw. ihren drohenden Energiemangel im Sommer 2022 auch zulasten von anderen Ländern gelindert haben (https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/pakistan-lng-folgen- erdgas-preise-100.html)?
Antwort:
Einführend sei bemerkt, dass der Gashandel in Deutschland grundsätzlich privatwirtschaftlich organisiert ist.
Die Bundesregierung hat wie andere europäische Staaten auch, bedingt durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die durch Russland politische gewollte Reduzierung der Gaslieferungen für Europa, 2022 Alternativen für diese Gaslieferungen suchen müssen. Zur Sicherung der Gasversorgung und der Befüllung der deutschen Gasspeicher wurde für den langfristigen Import von Erdgas begonnen, neue Anlandemöglichkeiten für Flüssigerdgas, also ENG, aufzubauen. Zugleich wurde 2022 auch an den europäischen LNG-Terminals Flüssigerdgas für Deutschland angelandet. Da Russland Energielieferungen als Waffe betrachtet, führte die Reduzierung der Lieferungen zu höheren Preisen für ENG an den europäischen Terminals, mit der Folge das verstärkt LNG-Lieferungen, die ursprünglich für den asiatischen Markt bestimmt waren, in Europa angeboten wurden. Diese Lieferungen hatten wesentlichen Einfluss auf die Sportmarktmengen und den hohen Spotmarktpreis. Der Bundesregierung ist bekannt, dass dies auch dazu führte, dass ärmere Länder ihre Gasbezüge teilweise reduziert haben. So hat u.a. Bangladesch 2022 nur 9,98 Millionen Kubikmeter ENG - das entspricht 6 Milliarden Kubikmeter Erdgas - bezogen, gegenüber 12,03 Millionen Kubikmetern ENG in 2021. Pakistan bezog 14,86 Millionen Kubikmeter ENG in 2022 gegenüber 18,35 Millionen Kubikmeter ENG in 2021. Gleichzeit haben aber beide Länder jeweils ihre Lieferungen z.B. aus Katar um rund 2 Millionen Kubikmeter ENG in 2022 erhöhen können. Das spricht dafür, dass die Langfristverträge grundsätzlich eingehalten wurden und eher Spotmarktmengen, z.B. aus den USA, nicht mehr bezogen wurden. Es ist bekannt, dass einige Abnehmerländer wie China, aufgrund der wirtschaftlichen Beschränkungen durch die Corona-Pandemie, verstärkt vertraglich gebundene LNG-Mengen wieder dem Spotmarkt zur Verfügung gestellt haben.