Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko

Mit dem fraktionsübergreifenden Osterappell zur Seenotrettung wenden sich über 200 Abgeordnete aus den Fraktionen DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, FDP und CDU/CSU an die Bundesregierung und fordern mehr Einsatz für die Seenotrettung im Mittelmeer.

Am 30. Juni 2000, vor fast 20 Jahren, bekannte sich der Deutsche Bundestag mit dem Osterappell „Humanitäre Grundsätze in der Flüchtlingspolitik beachten“ zum umfassenden Flüchtlingsschutz. Der von Christian Schwarz-Schilling (CDU) und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) initiierte Gruppenantrag fand breite Unterstützung bei insgesamt 230 Abgeordneten aller damals im Bundestag vertretenen Fraktionen. Anlehnend an diesen Appell fordern wir heute als Abgeordnete des Deutschen Bundestages die Bundesregierung auf, sich für den Schutz von Menschenleben auf dem Mittelmeer und die Einhaltung der Menschenrechte einzusetzen.
 
Allein in 2018 sind laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks mindestens 2.275 Menschen bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ertrunken. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher sein. Das Sterben an den Grenzen Europas erschüttert uns zutiefst und wir sind vereint in dem Streben, diese humanitäre Katastrophe unverzüglich zu beenden und das Menschenrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit zu schützen.
Menschen, die auf hoher See in Seenot geraten, vor dem Ertrinken zu retten, ist ein humanitärer Imperativ, der nicht verhandelbar ist. Wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Appells, bekennen uns zu der humanitären Pflicht, dass Menschen aus Seenot gerettet und gemäß internationalem Recht in Sicherheit gebracht werden müssen.
 
Immer häufiger kam es in jüngster Zeit vor, dass einzelne EU Mitgliedstaaten, insbesondere Italien, die Erlaubnis zum Anlegen verweigerten. Schiffe der zivilen Seenotrettung mussten mitsamt der Geretteten an Bord tage-, zum Teil wochenlang, auf offener See unter schwierigsten Bedingungen ausharren, bevor unter den Regierungen der EU Mitgliedsstaaten eine Einigung zur Aufnahme erzielt werden konnte. Dies stellt eine zusätzliche Gefahr dar und führt zu unwürdigen Zuständen für die geretteten Menschen. Auch mit Blick auf die humanitären Grundsätze der Europäischen Union ist dies nicht hinnehmbar. Es darf nicht sein, dass die im See- und Völkerrecht verbriefte Pflicht zur Rettung auf hoher See in Frage gestellt wird. Schiffskapitäne sollen nicht befürchten müssen, für die Rettung und Ausschiffung strafrechtlich verfolgt zu werden. Die Ausschiffung in einen sicheren Hafen muss international vorhersehbar, transparent und verlässlich geregelt werden. Sonst drohen Handelsschiffen, die zur Seenotrettung verpflichtet sind, aus der Erfüllung dieser Pflicht unkalkulierbare wirtschaftliche Risiken zu erwachsen.
 
Menschenrechtsorganisationen, aber auch das Auswärtige Amt, schildern immer wieder eindrücklich, wie katastrophal die Lage für Schutzsuchende in Libyen ist. Das Land, in dem die gewaltsamen Konflikte um die politische Vorherrschaft jüngst wieder eskaliert sind, verfügt über kein Asylsystem und hat die Genfer Flüchtlingskonvention nicht ratifiziert. Libyen erkennt zudem die Tätigkeit des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) auf libyschem Territorium formal nicht an. Rund 5.700 Menschen sind willkürlich und unter menschenunwürdigen Bedingungen in offiziellen, staatlich betriebenen Lagern interniert. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl inoffizieller Lager, in denen die Bedingungen noch schlechter sind. Schutzsuchende sind in Libyen ausnahmslos schwersten Menschenrechtsverletzungen, wie Folter, Misshandlung, sexueller Gewalt, Ausbeutung und Zwangsarbeit, ausgesetzt, bis hin zu willkürlichen Hinrichtungen.
 
Wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Appells, stellen daher fest, dass Menschen, die auf der Suche nach Schutz in Seenot geraten sind, aufgrund der menschenrechtlich unhaltbaren Zustände in Libyen nicht dorthin zurück verbracht werden dürfen. Dies würde klar im Widerspruch zum im Völkerrecht verankerten Non-Refoulement-Gebot stehen.
 
Wir nehmen zur Kenntnis und unterstützen, dass sich die zivile Seenotrettung aus dem Umstand heraus organisiert hat, dass die europäischen Mitgliedstaaten keine eigene Seenotrettung etabliert haben. Dass eine wachsende Zahl an Städten und Gemeinden in Deutschland und Europa sich zur Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen bereit erklärt, ist ein klarer Appell an die europäischen Regierungen, der politisch ernst zu nehmen ist.
 
Mit dem Wissen hierüber stellen wir folgende Forderungen an die Bundesregierung:
  1. Die Bundesregierung muss sich in der EU und bei den Mitgliedstaaten für den Aufbau eines europäisch organisierten und finanzierten zivilen Seenotrettungssystems einsetzen
  2. Die Bundesregierung muss sich, notfalls mit einer Koalition williger EU Mitgliedsstaaten, für einen an humanitären und rechtsstaatlichen Grundsätzen ausgerichteten Verteilmechanismus von allen aus Seenot geretteten Menschen einsetzen. Auf dem Mittelmeer geretteten Menschen darf der Zugang zu einem fairen Asylverfahren nicht verwehrt werden.
  3. Der Bundesinnenminister muss den Kommunen und Gemeinden, die freiwillig aus Seenot gerettete Menschen aufnehmen wollen, so schnell wie möglich eine Zusage erteilen und bei der konkreten Aufnahme dieser Schutzsuchenden unterstützen.
  4. Wir fordern die Bundesregierung und die europäischen Regierungen eindringlich dazu auf, sich für die unverzügliche Freilassung aller internierten Schutzsuchenden in Libyen einzusetzen und die zügige Evakuierung nach Niger sowie die Aufnahme durch das Resettlementprogramm der Vereinten Nationen zu unterstützen.

UnterzeichnerInnen:

1. Amtsberg, Luise, B90/Die Grünen
2. Roth, Claudia, B90/Die Grünen
3. Heinrich, Frank, CDU
4. Zimmer, Matthias, CDU
5. Jensen, Gyde, FDP
6. Kubicki, Wolfgang, FDP
7. Kofler, Bärbel, SPD
8. Schwabe, Frank, SPD
9. Jelpke, Ulla, DIE LINKE
10. Liebich, Stefan, DIE LINKE
11. Göring-Eckardt, Katrin, B90/Die Grünen
12. Baerbock, Annalena, B90/Die Grünen
13. Patzelt, Martin, CDU
14. Schummer, Uwe, CDU
15. Kuhle, Konstantin, FDP
16. Lechte, Ulrich, FDP
17. Miersch, Matthias, SPD
18. Lindh, Helge, SPD
19. Brandt, Michel, DIE LINKE
20. Lay, Caren, DIE LINKE
21. Castellucci, Lars, SPD
22. Özoğuz, Aydan, SPD
23. Sarrazin, Manuel, B90/Die Grünen
24. Kiziltepe, Cansel, SPD
25. Von Notz, Konstantin, B90/Die Grünen
26. Heinrich, Gabriela, SPD
27. Bause, Margarete,B90/Die Grünen
28. Polat, Filiz, B90/Die Grünen
29. Köhler, Lukas, FDP
30. Strasser, Benjamin, FDP
31. Vogt, Ute, SPD
32. Akbulut, Gökay, DIE LINKE
33. Grundl, Erhard, B90/Die Grünen
34. Lischka, Burkhard, SPD
35. Brugger, Agnieszka, B90/Die Grünen
36. Schmidt, Stefan, B90/Die Grünen
37. Strengmann-Kuhn, Wolfgang, B90/Die Grünen
38. Gremmels, Timon, SPD
39. Juratovic, Josip, SPD
40. Korte, Jan, DIE LINKE
41. Nord, Thomas, DIE LINKE
42. Gehring, Kai, B90/Die Grünen
43. Renner, Martina, DIE LINKE
44. Buchholz, Christine, DIE LINKE
45. Pflüger, Tobias, DIE LINKE
46. Rüffer, Corinna, B90/Die Grünen
47. Mattheis, Hilde, SPD
48. Kaiser, Elisabeth, SPD
49. Nissen, Ulli, SPD
50. Andreae, Kerstin, B90/Die Grünen
51. Krellmann, Jutta, DIE LINKE
52. Högl, Eva, SPD
53. Perli, Victor, DIE LINKE
54. Schraps, Johannes, SPD
55. Bayaz, Danyal, B90/Die Grünen
56. Birkwald, Matthias W., DIE LINKE
57. Brunner, Karl-Heinz, SPD
58. Neu, Alexander S., DIE LINKE
59. Walter-Rosenheimer, Beate, B90/Die Grünen
60. Dörner, Katja, B90/Die Grünen
61. Gohlke, Nicole, DIE LINKE
62. Stein, Mathias, SPD
63. Weinberg, Harald, DIE LINKE
64. Hahn, André, DIE LINKE
65. Bas, Bärbel, SPD
66. Rüthrich, Susann, SPD
67. Stumpp, Margit, B90/Die Grünen
68. Müller-Gemmeke, Beate, B90/Die Grünen
69. Rimkus, Andreas, SPD
70. Gysi, Gregor, DIE LINKE
71. Link, Michael Georg, FDP
72. Schulz, Swen, SPD
73. De Ridder, Daniela, SPD
74. Hofreiter, Anton, B90/Die Grünen
75. Fricke, Otto, FDP
76. Groß, Michael, SPD
77. Gelbhaar, Stefan, B90/Die Grünen
78. Kühn, Stephan, B90/Die Grünen
79. Lindner, Tobias, B90/Die Grünen
80. Rößner, Tabea, B90/Die Grünen
81. Bull-Bischoff, Birke, Die LINKE
82. Hagedorn, Bettina, SPD
83. Wiese, Dirk, SPD
84. De Masi, Fabio, DIE LINKE
85. Lühmann, Kirsten, SPD
86. Haßelmann, Britta, B90/Die Grünen
87. Krischer, Oliver, B90/Die Grünen
88. Kotting-Uhl, Sylvia, B90/Die Grünen
89. Keul, Katja, B90/Die Grünen
90. Schmidt, Frithjof, B90/Die Grünen
91. Künast, Renate, B90/Die Grünen
92. Zickenheiner, Gerhard, B90/Die Grünen
93. Trittin, Jürgen, B90/Die Grünen
94. Tressel, Markus, B90/Die Grünen
95. Badum, Lisa, B90/Die Grünen
96. Lazar, Monika, B90/Die Grünen
97. Ostendorff, Friedrich, B90/Die Grünen
98. Kekeritz, Uwe, B90/Die Grünen
99. Nouripour, Omid, B90/Die Grünen
100. Schulz-Asche, Kordula, B90/Die Grünen
101. Wagner, Daniela, B90/Die Grünen
102. Brantner, Franziska, B90/Die Grünen
103. Mihalic, Irene, B90/Die Grünen
104. Hoffmann, Bettina, B90/Die Grünen
105. Janecek, Dieter, B90/Die Grünen
106. Gastel, Matthias, B90/Die Grünen
107. Rottmann, Manuela, B90/Die Grünen
108. Kindler, Sven-Christian, B90/Die Grünen
109. Kappert-Gonther, Kirsten, B90/Die Grünen
110. Bayram, Canan, B90/Die Grünen
111. Klein-Schmeink, Maria, B90/Die Grünen
112. Lehmann, Sven, B90/Die Grünen
113. Schauws, Ulle, B90/Die Grünen
114. Von Holtz, Ottmar, B90/Die Grünen
115. Kühn, Christian, B90/Die Grünen
116. Dröge, Katharina, B90/Die Grünen
117. Lemke, Steffi, B90/Die Grünen
118. Müller, Claudia, B90/Die Grünen
119. Christmann, Anna, B90/Die Grünen
120. Deligöz, Ekin, B90/Die Grünen
121. Ebner, Harald, B90/Die Grünen
122. Özdemir, Cem, B90/Die Grünen
123. Paus, Lisa, B90/Die Grünen
124. Hajduk, Anja, B90/Die Grünen
125. Kurth, Markus, B90/Die Grünen
126. Verlinden, Julia, B90/Die Grünen
127. Nestle, Ingrid, B90/Die Grünen
128. Esdar, Wiebke, SPD
129. Steffen, Sonja, SPD
130. Özdemir, Mahmut, SPD
131. Heidenblut, Dirk, SPD
132. Schmidt, Dagmar, SPD
133. Yüksel, Gülistan, SPD
134. Stadler, Svenja, SPD
135. Fahimi, Yasmin, SPD
136. Diaby, Karamba, SPD
137. Baradari, Nezahat, SPD
138. Bartsch, Dietmar, DIE LINKE
139. Gabelmann, Sylvia, DIE LINKE
140. Zdebel, Hubertus, DIE LINKE
141. Movassat, Niema, DIE LINKE
142. Kessler, Achim, DIE LINKE
143. Leidig, Sabine, DIE LINKE
144. Müller, Norbert, DIE LINKE
145. Tackmann, Kirsten, DIE LINKE
146. Domscheit-Berg, Anke, DIE LINKE
147. Krellmann, Jutta, DIE LINKE
148. Dehm, Diether, DIE LINKE
149. Mohamed Ali, Amira, DIE LINKE
150. Lenkert, Ralph, DIE LINKE
151. Renner, Martina, DIE LINKE
152. Höhn, Matthias, DIE LINKE
153. Sitte, Petra, DIE LINKE
154. Pellmann, Sören, DIE LINKE
155. Leutert, Michael, DIE LINKE
156. Kassner, Kerstin, DIE LINKE
157. Steinke, Kersten, DIE LINKE
158. Lutze, Thomas, DIE LINKE
159. Achelwilm, Doris, DIE LINKE
160. Pflüger, Tobias, DIE LINKE
161. Tatti, Jessica, DIE LINKE
162. Hänsel, Heike, DIE LINKE
163. Hahn, André, DIE LINKE
164. Kipping, Katja, DIE LINKE
165. Riexinger, Bernd, DIE LINKE
166. Barrientos, Simone, DIE LINKE
167. Dagdelen, Sevim, DIE LINKE
168. Kassner, Kerstin, DIE LINKE
169. Freihold, Brigitte, DIE LINKE
170. Lötsch, Gesine, DIE LINKE
171. Schüle, Manja, SPD
172. Poschmann, Sabine, SPD
173. Grötsch, Uli, SPD
174. Hocker, Gero, FDP
175. Fechner, Johannes, SPD
176. Kolbe, Daniela, SPD
177. Tack, Kerstin, SPD
178. Ortleb, Josephine, SPD
179. Bahr, Ulrike, SPD
180. Nastic, Zaklin, DIE LINKE
181. Möhring, Cornelia, DIE LINKE
182. Esken, Saskia, SPD
183. Ernst, Klaus, DIE LINKE
184. Wagner, Andreas, DIE LINKE
185. Beutin, Lorenz Gösta, DIE LINKE
186. Schmidt, Ulla, SPD
187. Ferschl, Susanne, DIE LINKE
188. Scheer, Nina, SPD
189. Griese, Kerstin, SPD
190. Burkert, Martin, SPD
191. Brandenburg, Jens, FDP
192. Pau, Petra, DIE LINKE
193. Junge, Frank, SPD
194. Gerster, Martin, SPD
195. Hendricks, Barbara, SPD
196. Kapschack, Ralf, SPD
197. Rosemann, Martin, SPD
198. Breymaier, Leni, SPD
199. Schreiber, Eva-Maria, DIE LINKE
200. Schäfer, Axel, SPD
201. Stamm-Fibich, Martina, SPD
202. Dittmar, Sabine, SPD
203. Hunko, Andrej, DIE LINKE
204. Rix, Sönke, SPD
205. Meiser, Pascal, DIE LINKE
206. Mohrs, Falko, SPD
207. Kober, Pascal, FDP
208. Schwartze, Stefan, SPD
209. Kaczmarek, Oliver, SPD
210. Schrodi, Michael, SPD
211. Mast, Katja, SPD
212. de Vries, Kees, CDU
213. Grütters, Monika, CDU
214. Tillmann, Antje, CDU
215. Tauber, Peter, CDU
216. Flachsbarth, Maria, CDU

 

 

Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko