Auf welche wissenschaftliche Evidenz stützt sich das Zitat des Bundesgesundheitsministers, Dr. Karl Lauterbach, im „Fakten-Booster #02 ‚Die zweite Auffrischimpfungʼ“ vom 18. August 2022 (www.zusammengegencorona.de/faktenbooster/), dass Hirnschäden und Demenz mögliche Spätfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion seien und eine zweite Auffrischimpfung gegen Covid-19 diese „gerade bei den über 60-Jährigen … deutlich verringern“ könne, und wie groß ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Zugewinn an Schutz gegen derartige Spätfolgen durch eine zweite Auffrischimpfung gegenüber einer einzelnen Auffrischung?
Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Edgar Franke:
Die Aussage des Bundesgesundheitsministers stützt sich auf Ergebnisse mehrerer Studien, die den Zusammenhang zwischen Covid-19-Schutzimpfung und Long Covid untersucht haben. Die Ergebnisse dieser Studien legen nahe, dass eine Covid-19-Impfung mit Auffrischimpfung vor Infektion schützt und damit auch das Risiko von Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung, insbesondere bei einem schweren Verlauf, reduziert. Aus den Ergebnissen ist abzuleiten, dass eine vollständige Immunisierung in Bezug auf Long Covid vorteilhaft sein könnte.
Unter den in Zusammenhang mit Long Covid betrachteten gesundheitlichen Spätfolgen waren in zwei Studien explizit auch neurologische und psychiatrische Erkrankungen. Es liegen erste Erkenntnisse dazu vor, dass auch Demenz zu den neurologischen Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion zählen könnte.
Studienergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeit nach zwei Impfstoffdosen (Grundimmunisierung) gegenüber schwerer Erkrankungen durch die Omikron-Variante weiterhin einen guten Schutz bietet. Die Datenlage deutet aber darauf hin, dass die Schutzwirkung nach der Grundimmunisierung abfällt. Nach einer Auffrischimpfung ist die Wirksamkeit gegenüber schweren Erkrankungen erneut hoch. Die hohe Schutzwirkung gegenüber schweren Infektionen bleibt laut vorliegender Daten mindestens über sechs bis neun Monate nach der Auffrischimpfung bestehen. Eine zweite Auffrischimpfung führt bei Zielgruppen mit höherem Covid-19-Risiko zu einer erneuten Verbesserung der Wirksamkeit.
Quelle: Plenarprotokoll 20/53 vom 21. September 2022
Nachfrage per E-Mail von Andrej Hunko an den zuständigen Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Edgar Franke vom 21.09.2022:
In der Frage ging es um wissenschaftliche Evidenz, die Antwort bezieht sich aber nur unkonkret auf "Ergebnisse mehrerer Studien" ohne diese zu nennen. Der Abgeordnete bittet darum, diese Studien auch explizit zu nennen. Bitte lassen Sie uns die konkreten Literaturverweise zukommen, auf die sich die Aussagen stützen.
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Edgar Franke vom 30.09.2022:
Das Bundesministerium für Gesundheit berücksichtigt die allgemeine wissenschaftliche Erkenntnislage. Diese ist allerdings weiterhin sehr dynamisch. Nahezu täglich kommen weltweit neue Studien im Zusammenhang mit COVID-19 hinzu. Daher kann hier keine abschließende Auflistung von wissenschaftlichen Studien zum Thema erfolgen.
Relevante Studien zu diesen Themen sind allerdings in der öffentlich zugänglichen medizinischen Fachdatenbank PubMed unter Nutzung einschlägiger Suchbegriffe abrufbar. Diese sind zu finden unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/.
Erneute Nachfrage per E-Mail von Andrej Hunko an den zuständigen Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Edgar Franke vom 03.10.2022:
(...) vielen Dank für die verspätete Zusendung des Schreibens. Allerdings wird darin die Frage weiterhin nicht beantwortet. Es ging in der mündlichen Frage nie darum, eine "abschließende Auflistung von wissenschaftlichen Studien zum Thema" zu übermitteln. Die Frage bezog sich auf die wissenschaftliche Evidenz für eine konkrete Aussage im "Faktenbooster".
In der ursprünglichen Antwort auf die mündliche Frage schrieb Herr Franke, dass sich die "Aussage des Bundesgesundheitsministers (...) auf Ergebnisse mehrerer Studien" stütze.
Der Abgeordnete bittet Sie erneut, die konkreten Studie(n) zu nennen, auf die sich das Gesundheitsministerium zum Zeitpunkt der Erstellung des Faktenboosters bezog und aus denen hervorgeht, dass
a) Hirnschäden und Demenz mögliche Spätfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion sind und
b) eine zweite Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 diese Spätfolgen „gerade bei den über 60-Jährigen“ „deutlich verringern“ kann.
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Edgar Franke vom 12.10.2022 (nach erneuter Erinnerung nach Verstreichen der Wochenfrist):
Gerne weise ich Sie erneut auf die öffentlich zugängliche medizinische Fachdatenbank PubMed (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/) hin, in der Sie unter Nutzung der einschlägigen Suchbegriffe die Studienlage zu den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion und den Wirkungen einer zweiten Auffrischungsimpfung nachvollziehen können. Auf diese Studienlage hat sich auch die Aussage des Ministers Lauterbach bezogen.