Rede von Andrej Hunko in der Bundestags-Debatte am 10.10.24 zur Zukunft von Geburtshilfestationen und Kinderkliniken
Die Art und Weise, wie die Kinder im Land geboren werden, sagt viel über seine Gesellschaft aus. BSW begrüßt den Unions-Antrag zur Geburtshilfe und zu medizinischer Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Viele haben uns geschrieben und u.a. auf folgende wichtige Punkte hingewiesen:
- Fehlanreize für Kaiserschnitte abschaffen
- Geburtshilfen im ländlichen Raum ausbauen
- Vergütung von Hebammen erhöhen
Andrej Hunko (BSW):
Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich glaube, die Art und Weise, wie Kinder geboren werden, sagt viel über eine Gesellschaft aus, und in der Tat – da geht der Antrag in die richtige Richtung – liegt da vieles in Deutschland im Argen. Ich habe in den letzten Tagen eine Reihe von Zuschriften gekriegt und will aus ihnen drei inhaltliche Punkte herausgreifen: Erstens. Jemand schreibt mir: Meine Frau wurde vor der Geburt ständig indirekt zum Kaiserschnitt aufgefordert, obwohl nicht medizinisch indiziert. Die Quote ist mit einem Drittel viel zu hoch. Die natürliche Geburt sollte im Vordergrund stehen. – In der Tat, wir haben in Deutschland eine Kaiserschnittquote von weit über 30 Prozent. 1991 waren es 15 Prozent, und die WHO-Empfehlung liegt bei 10 bis 15 Prozent. Hier sind offensichtlich Fehlanreize im System, über die wir reden müssen. Zweitens. Eine weitere Zuschrift: Unser Krankenhaus hat die Reform des Gesundheitsministeriums getroffen. Die sehr moderne und mit gutem Personal besetzte Stelle wird zum Jahresende geschlossen. Bei Risikogeburten sind jetzt lange Wege über die Landstraße notwendig. – Auch das ist ein großes Problem und schon angesprochen worden. Die Zahl der geburtshilflichen Abteilungen ist in den letzten Jahren halbiert worden, und vor allen Dingen im ländlichen Raum ist das ein Riesenproblem. Ich finde, das ist ein Skandal für ein Land wie Deutschland.
(Beifall beim BSW)
Drittens. Zitat: Bei der Geburt meiner Tochter musste die Hebamme im Nachtdienst vier Geburten gleichzeitig betreuen. Frauen wie diese Hebamme sind die wahren Helden. – Dem kann man, glaube ich, nur zustimmen,
(Beifall beim BSW sowie bei Abgeordneten der SPD und der Linken)
und man kann vielleicht daran erinnern, dass die Vergütung viel zu niedrig ist und dass viele Hebammen auch ein besonderes persönliches Risiko im Zusammenhang mit der Haftpflicht in Kauf nehmen müssen. Ich habe in den letzten Tagen auch mit Hebammen gesprochen, die jetzt überlegen, in die Schweiz auszuwandern usw. Also, der Antrag geht in die richtige Richtung. Ich freue mich auf die Debatte. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall beim BSW)